Camino Santiago

Unterwegs nach Santiago de Compostela

Ponferrada

Der Winter hatte sich in Foncebadón festgesetzt, am Morgen herrschte dichtes Schneetreiben bei Temperaturen unter 0. Der heutige Tag schien intensiv zu werden…

Ich bin froh, dass ich auch echte Wintersachen dabei habe. Ein Regenponcho mag zwar bei warmen Wetter praktischer und vor allem leichter sein, bei kaltem Wetter und Wind geht seine Schutzwirkung aber gegen null. Über meine lange Treckinghose habe ich heute noch die Regenhose als Windschutz angezogen, oben hatte ich die Mammut-Jacke (es regnet ja nicht) über Softshell und Themounterhemd an. Meine in Astorga gekauften Handschuhe kamen natürlich auch zum Einsatz. So eingepackt wagte ich mich dann hinaus in Kälte und Schneetreiben.

Foncebadón war komplett zu Eis erstarrt, die Wege waren mit Schnee bedeckt und da wo gestern noch Pfützen waren gab es jetzt kleine Schlittschuhbahnen. Die Kälte hatte auch etwas gutes: der Matsch auf dem Weg war ebenfalls tiefgefroren.

Die zwei Kilometer Aufstieg bis zum Cruz de Ferro vergingen wie im Fluge, plötzlich nach einer Wegbiegung kam das Kreuz und der Steinhaufen in Sicht.

Der Ort ist an Schlichtheit kaum zu überbieten und zählt trotzdem zu den eindrücklichsten Stellen am ganzen Camino. Aus einem grossen Steinhaufen ragt ein Holzpfahl, darauf ein kleines Eisenkreuz.

Der Ursprung ist ungewiss, der Ort geht wahrscheinlich auf eine römische Wegmarkierung zurück. Seit Jahrhunderten legen Pilger am Kreuz einen Stein als Symbol einer Selenlast nieder und lassen den Steinhaufen so stetig wachsen.
Das dichte Schneetreiben tat ein übriges, der Ort schien nicht von dieser Welt zu sein!
Ganz nebenbei markiert das Kreuz auch noch die mit 1531 m höchste Stelle der Camino Francés.

Weiter ging es nach Manjarín, einem Ort mit nur einem Einwohner. Das einzige bewohnbare Haus ist die Pilgerherberge.

Nach einem weiteren kleinen Pass begann der lange Abstieg nach Ponferrada. Zwischenzeitlich ging der Schnee in Regen über. Obwohl ich wegen der schlechten Wegbedingungen eigentlich auf der Strasse laufen wollte, entschloss ich mich dann doch, zwischen Riego de Ambrós und Molinaseca den Weg abseits der Strasse zu gehen. Nach einem kurzen und recht anspruchsvollen Stück erwies sich dies als gute Entscheidund – landschaftlich gehört dieser Weg zum schönsten was ich bisher auf dem Camino gesehen habe. Es ging vorbei an blühenden Ginsterbüschen und Lavendelsträuchern. Mehrere idyllische Rastplätzen lagen am Weg – schade des es regnete!

Ponferrada war dann schnell erreicht, inzwischen hatte es sogar aufgehört zu regnen. Ponferrada ist die letzte grosse Stadt am Weg vor Santiago. Grösste Attraktion ist sicherlich die mittelalterliche Burg, während der Besichtigung schien sogar zeitweise die Sonne.

Tag 25: Foncebadón nach Ponferrada (27 km)