Heute war mein erster Tag auf dem Caminon Francés :-). Und ja, es hat hier schon was von Pilgerautobahn. Dazu kommt: Heute ist Sonntag, das heisst auch viele Wanderer haben sich auf den Weg gemacht. Aber der Camino ist, wie er nun mal ist, ich habe mir diese Strecke ja selbst ausgesucht 🙂


Das erste Stück der Etappe bin ich meistens auf dem parallel zum Camino verlaufenden Feldweg gefahren. Heute kam auch zum ersten mal meine Trailbell zum Einsatz, das Velo klingt wie eine Herde Geissen 🙂 und alle sind vorgewarnt, dass hinter ihnen ein Bicigrino ist.

Erst als nach Rabanal del Camino die Steigung merklich anzog bin ich bis zum Pass auf die Strasse ausgewichen. Der Weg, …da wo im Zaun die ganzen Astkreuze hängen… ist mit Velo und Gepäck nicht fahrbar. Fusspilgern ausweichen geht dort auch nicht, weil zu schmal – also ist die Strasse die bessere Option.

Ich bin in Foncebadón! Der erste ernste Anstieg auf dem Weg nach Santiago liegt also hinter mir 😀

Hier oben hat sich einiges verändert seit ich das erste mal hier war. Es gibt mehrere Unterkünfte, die Strasse ist inzwischen fast ganz befestigt und sogar Strassenlaterne hat es.


Der Aufstieg war einfach, gut ich habe ja inzwischen auch genug Training 😀 und das Wetter war auch gut. Im Mai 2010 war das ganz anders…
13.05.2010
Die Wetterprognose verhiess auch für heute nichts gutes: die Nordhälfte der Iberischen Halbinsel kannte nur ein Symbol – Wolke mit Regentropfen…
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Die ersten 12 km waren schnell geschafft, ab El Ganso lagen die wolkenverhangenen Montes de León zum Greifen nahe. Die höhren Berge waren schneeweiss!
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Der Weg von Rabanal nach Foncebadón glich teilweise einem Bachbett, gestern hätte ich hier wohl auf der Strasse laufen müssen.
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Hier oben (1439 m) ist es wirklich kalt! Gerade hat eine Graupelschauer ein weisses Tuch über die Landschaft gelegt. Gut das ich schon im Warmen sitze. Heute hatte ich Glück, ich habe keinen Regen oder Schnee abbekommen.
Morgen geht es weiter zum Cruz de Ferro, ich hoffe, ich bin bis dahin nicht eingeschneit.14.05.2010
Der Winter hatte sich in Foncebadón festgesetzt, am Morgen herrschte dichtes Schneetreiben bei Temperaturen deutlich unter 0.
Der heutige Tag scheint intensiv zu werden…
Ich bin froh, dass ich auch echte Wintersachen dabei habe. Ein Regenponcho mag zwar bei warmen Wetter praktischer und vor allem leichter sein, bei kaltem Wetter und Wind geht seine Schutzwirkung aber gegen null. Über meine lange Treckinghose habe ich heute noch die Regenhose als Windschutz angezogen, oben habe ich die Hardshell über Softshell und Themounterhemd an.Meine in Astorga gekauften Handschuhe kamen natürlich auch zum Einsatz. So eingepackt wagte ich mich dann hinaus in Kälte und Schneetreiben.
Foncebadón ist komplett zu Eis erstarrt, die Wege sind mit Schnee bedeckt und da wo gestern noch Pfützen waren gab es jetzt kleine Schlittschuhbahnen. Die Kälte hat auch etwas gutes: der Matsch auf dem Weg war ebenfalls tiefgefroren.


Zurück ins Hier und Jetzt… Was in sich in seit damals nicht geändert hat: Im Convento gibt es eine mega leckere Sopa de Ajo 😀👍

Nach dem Abendessen bin ich noch zum Cruz de Ferro hochgegangen, ich wollte hier oben alleine sein.
Nach einer Wegbiegung kommt das Kreuz und der Steinhaufen in Sicht.
Der Ort ist an Schlichtheit kaum zu überbieten und zählt trotzdem für mich zu den eindrücklichsten Stellen am ganzen Camino. Aus einem grossen Steinhaufen ragt ein Holzpfahl, darauf ein kleines Eisenkreuz. Der Ursprung ist ungewiss, der Ort geht wahrscheinlich auf eine römische Wegmarkierung zurück.
Seit Jahrhunderten legen Pilger am Kreuz einen Stein als Symbol einer Selenlast nieder und lassen den Steinhaufen so stetig wachsen. So einsam wie es hier oben ist, scheint der Ort aus der Zeit gefallen.
Mein Stein von 2021 hat nun auch seinen Platz gefunden 😀

Die Karte von heute
